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Innradweg: Tag 1, St. Moritz – Zernez

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Am ersten richtigen Tag der Radtour geht es von St. Moritz nach Zernez. Da ich an diesem Morgen schon sehr früh wach bin, gehe ich noch vor dem Frühstück wieder zurück in den Wald um den Sonnenaufgang zu fotografieren.

Die Herausforderung war es, eine Stelle im Wald zu finden, an der mir nicht die Bäume den Blick auf den Sonnenaufgang versperrten – das war schwer bis unmöglich und so irrte ich im Dämmerlicht diverse Wege entlang und wieder zurück, bis ich einen Kompromiss gefunden hatte.

Nach dem Frühstück gings dann los – heute würden 36 km gefahren, eine kleine kurze Strecke zum Eingewöhnen. Außerdem war es zuvor schwierig gewesen bezahlbare Unterkünfte in etwas gewagteren Distanzen zu finden, also hab ich mich damit abgefunden, nur wenig am ersten Tag zu fahren.

Ein letzter Blick auf den See bei St. Moritz…

… und dann gehts bergab!

Hier sieht man auch eins der größten Probleme, das ich immer wieder haben werde: Die Lichtdynamik ist enorm. Die Bergspitzen mit dem Schnee leuchten und die schattigen Wälder saufen im Schwarz ab. Ich habe mich im Folgenden bemüht einen Kompromiss zu finden, aber es war nicht immer leicht.

Morgens auf dem Rad war es noch sehr kühl. Ich hatte meine 3/4-Hose an (an den Beinen macht mir das nichts) und Funktions-T-Shirt und meine Windbreaker-Jacke an. Dazu einer von diesen schlauchförmigen PAC-Schals, wobei das etwas zugig war. Sobald man sich anfing zu bewegen, wurde es unter der Jacke wieder schwitzig, aber man konnte sie nicht ausziehen, weil eigentlich 5°C draußen waren.

Hier in St. Moritz ist wirklich noch Winter. Braunes Gras, erst kürzlich vom Schnee befreit und karge Landschaft auf 1800 m Höhe. Ein gewisses „Tundra“-Feeling bleibt irgendwie nicht aus… auch wenn ich noch nie in der Tundra war und es da vermutlich ganz anders aussieht.

Der Fluss bzw. kleine Bäche, vereinzelte Hütten, Berge und Strommasten bestimmen die Landschaft.

Nach dem Dorf ging es dann bald schon auf die Schattenseite der Berge in den Wald und damit weg vom Fluss. Hier wechselten sich Aufstieg und Abfahrt ständig ab. Der Aufstieg war mühsam und dafür hab ich nicht genug Kondition, also blieb ich öfter kurz stehen, damit frisches sauerstoffreiches Blut wieder in die Beine fließen konnte. Die Abfahrt konnte ich gar nicht ganz genießen, da die Strecke voller uneinsehbarer Kurven war.

Der Wald war trotzdem hübsch. 🙂

Als ich eine zum Berg gewandte Kurve entlang kam, traute ich meinen Augen nicht. Musste das sein? Jetzt wusste ich zumindest, warum noch keine Radfahrer unterwegs waren… also abgesehen von der kalten Temperatur für wahre Kerle. 😉

Die Fahrbahn war komplett von einem Eispanzer überzogen. Langsam tauendes rutschiges Eis. Hier hatte ich noch Glück, denn es ging relativ waagerecht, so dass ich Schritt für Schritt mein Fahrrad darüber schieben konnte.

Hier purzelten gerade ein paar walnussgroße Steinchen herunter, als ich vorbeikam… die Schilder meinen es also ernst – und ich nahm jedes Schild ernst, denn die Leute, die diese Wege pflegen, kennen sich mit Sicherheit besser aus als ich Flachlandtourist.

Der Weg führte weiter und an einer Bahnstrecke vorbei. Die Rhätische Bahn ist hübsch und erinnert mich an das Miniaturwunderland – nur in groß!

Es regnete etwa fünf Tropfen und ich wunderte mich, was da über meinen Weg hoppelte, teilweise über den Schnee und sonst über den Asphalt – Frösche. 🙂

Nachdem ich etwa ein Dutzend überfrorener Kurven entlang geschoben habe, kam ich an eine Kurve, an der es bergauf ging und die komplett überfroren war. Ich versuchte es wie zuvor, indem ich einen kleinen Schritt machte, festen Halt suchte und mein Fahrrad etwas nach vorne Schob, dort dir Bremsen wieder anlegte und selber wieder einen Schritt machte.

Etwa auf der Hälfte der Strecke begann ich zu rutschen. Aufrecht, auf den Füßen und mein Fahrrad parallel neben mir schlitterten wir langsam den Weg herunter – und zum Hang hin. Irgendwie geistesgegenwärtig legte ich mein Fahrrad nach etwa zwei gerutschten Metern auf die Seite, so dass die Packtasche und ein Pedal auf dem Eis lagen. Nun sorgte die Pedale wie ein Eispickel dafür, dass ich aufhörte zu rutschen und ich fand ein herausragendes Holzbrett (das sonst vielleicht ein Rinnsal abgedeckt hätte). Dort stellte ich mich erstmal drauf und sondierte die Situation.

Langsam ging ich wieder auf das Eis, um mein Fahrrad herum (weg vom Hang) und zog mein Fahrrad (immer noch auf der Seite liegend) zum Berg hin. Dann fand ich eine kleine Grasnarbe, auf der ich das Fahrrad wieder aufrichtete und langsam den Weg fortsetzte. Lektion gelernt: Entweder Spikes für die Schuhe zum Drunterschnallen mitnehmen oder zu einer späteren Jahreszeit dort lang fahren (oder gleich einen anderen Weg nehmen).

Ein paar Kurven weiter kam ich an eine Kreuzung von Waldwegen, an der mein eigentlich nächster Weg gesperrt war. Als ich um die Kurve lugte, sah ich, warum: Dort lag meterweise Schnee auf dem Weg. Also Plan B: Auf meinem Smartphone mit OsmAnd+ am Lenker nachschauen, wie ich denn noch nach Zernez käme. Über die Bundesstraße. Also los.

Das dunkelblaue ist die gefahrene Strecke, das violett markierte die eigentliche Radstrecke (die dann gesperrt war).

Und raus aus dem Wald.

Über die Bundesstraße war ich sehr schnell (dank Gefälle und Asphalt) in Zernez.

Was mir noch nicht so klar war … das ist alles irgendwie italienisch hier. Oftmals sind Dinge auch in Deutsch beschriftet, aber primär eben in Italienisch.

Ich war gegen 14:00 am Ziel und hatte damit etwa fünf Stunden gebraucht – mal gut, dass ich mir nicht die doppelte Strecke vorgenommen habe. Die Wegverhältnisse waren nicht ideal für viele Kilometer, dafür aber landschaftlich sehr hübsch.

Am Nachmittag hab ich mir den Ort nochmal angeschaut und noch ein bisschen die Eisenbahn fotografiert (Nerd… ich weiß).

Unterkunft

Ich war im Hotel Adler Garni und war sehr zufrieden. Die Leute waren total nett, das Zimmer prima, ein gutes Bett, WLAN und Frühstück waren auch top – also alles gut. Wie immer in der Schweiz: Mit etwa 80€ für eine Nacht+Frühstück eher auf der teuren Seite…

Und hier der Blick ins Zimmer und aus dem Fenster:

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